Kunst, Kultur und Handwerk sind nicht immun gegen Corona. In Thüringen trifft die Krise unzählige Freischaffende, Selbständige und Einzelkämpfer, die mit viel Herzblut und Schweiß ihr Business aufgebaut haben oder ihren Weg gegangen sind. Der Shutdown nimmt ihnen nun die Lebensgrundlage. Wir wollen diesen Menschen eine Stimme geben, sie sichtbar machen und zeigen, dass Kultur kein Luxus ist.
Kultur Shutdown #2 mit den Veranstaltungstechnikern von LES Sound & Light
In unserer Interview-Reihe „Kultur Shutdown“ sprechen wir nach einem Jahr Shutdown erneut mit Udo und Thommy Jentsch und Matthias Heinemann. Die drei stehen für die Erfurter Firma LES Sound & Light. Seit über dreißig Jahren sorgen sie als Familienunternehmen auf kleinen und großen Bühnen dafür, dass Ton und Licht perfekt aufeinander abgestimmt sind: von Stadtfesten über Festivals bis hin zu großen Produktionen.
Wie sieht aktuell die Lage bei euch aus?
Es gibt uns glücklicherweise immer noch. Matthias und Ich (Thommy) sind noch in Kurzarbeit und mein Vater Udo lebt größtenteils von seiner Rente.
Wie steht es um die Finanzen, gab es Hilfe von außen?
Unser finanzieller Puffer schmilzt natürlich allmählich zusammen. Die bekannten Hilfen vom Staat haben wir bekommen. Momentan warten wir auf die letzte angekündigte Überbrückungshilfe. Die wirksamste Hilfe ist tatsächlich das Kurzarbeitergeld, da die Gehälter für Matthias und mich monatlich die höchsten Fixkosten ausmachen. Davon kommt man privat schon über die Runden.
Was hat sich im vergangenen Jahr alles verändert? (Umstrukturierungen, etc.)
Es hat sich Gott sei dank nicht wirklich was verändert. Mein Vater und ich sitzen sowieso im selben Boot. Und Matthias in dieser Zeit zu entlassen kommt überhaupt nicht in Frage, da er ein wirklich wertvoller Mitarbeiter und Freund ist. Zeitweise hatten wir unseren LKW und den Transporter abgemeldet um die Versicherung zu sparen. Was wir dabei an Geld gespart haben, bekam dann die Werkstatt, da es zu Standschäden kam 🙁
Was habt ihr im vergangenen Jahr gemacht?
Wir hatten sogar eine Handvoll Jobs. Ein Paar Personaljobs für eine befreundete Lichttechnik Firma im TV-Business. Ein paar Jobs im Konferenz Bereich und ein paar andere Jobs über die man natürlich mehr als dankbar ist. Dennoch hätten wir von diesen Jobs allein nicht leben können.
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Ziehst du etwas Positives aus der Zeit?
Klar, man muss die Zeit so positiv nutzen wie es irgendwie geht. Wir haben zum Beispiel das ganze Lager auf Links gezogen. Alles sauber und ordentlich gemacht. Repariert. Aufgeräumt und ausgemistet. Und da fällt einiges an nach 30 Jahren Firmengeschichte. Und natürlich ist die viele private Zeit auch viel wert. Familie und Freunde kommen in dem Job ja nicht selten ein bisschen kurz.
Wie blickt ihr in die Zukunft?
Also heute sind wir ausnahmsweise ziemlich froh nicht zu arbeiten. Normalerweise wäre jetzt eine kleine deutschlandweite Tournee. Bei dem Schneechaos ist das aber echt kein Spaß und wäre vermutlich spätestens jetzt auch abgesagt worden. Ansonsten haben wir es alle ein bisschen satt rumzusitzen und wünschen uns wieder arbeiten zu können. Es wäre langsam echt mehr als angebracht von politischer Seite mal einen konkreten Fahrplan zu bekommen wie es weiter gehen soll. Bei der aktuellen Unsicherheit ist Planung für Veranstaltungen ja fast unmöglich. Unsere Politiker raten sich von Lockdown zu Lockdown und die Kultur Branche stirbt langsam vor sich hin. Es sind jetzt elf Monate. Wir können nur hoffen und uns weiter alle Mühe geben unsere kleine Firma am Leben zu halten.
Lest hier das Interview mit Les Sound and Light von vor einem Jahr
Hard Facts:
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