Kunst, Kultur und Handwerk sind nicht immun gegen Corona. In Thüringen trifft die Krise unzählige Freischaffende, Selbständige und Einzelkämpfer, die mit viel Herzblut und Schweiß ihr Business aufgebaut haben oder ihren Weg gegangen sind. Der Shutdown nimmt ihnen nun die Lebensgrundlage. Wir wollen diesen Menschen eine Stimme geben, sie sichtbar machen und zeigen, dass Kultur kein Luxus ist.
Kultur Shutdown mit Liane Seiniger von der Kulturfabrik in Mühlhausen/Thüringen
In unserer Interview-Reihe „Kultur Shutdown“ sprechen wir diesmal mit Liane Seiniger. Sie ist die Inhaberin der Kulturfabrik in Mühlhausen. Die KuFa ist das Kleinod der Stadt Mühlhausen/Thüringen. Jährlich finden über 150 Veranstaltungen statt mit Bands aus allen Ecken der Welt.
Wie sieht’s denn bei euch aktuell aus? Die KuFa ist ja wieder geöffnet.
Ja, die KuFa öffnet wieder am Freitag und Samstag. Ich habe aktuell für 30 Leute Platz, aber es ist sehr verhalten. Bis jetzt waren die Plätze noch nie komplett belegt oder reserviert. Es bewegt sich so zwischen 10 und 20 Leuten, das ist eigentlich nur traurig. Normalerweise reicht der Platz für ungefähr 100 Leute.
Was denkst du, warum kommen so wenig Menschen?
Die KuFa wird verbunden mit Livemusik, die wir aktuell aber nicht anbieten können. Ich habe nur als normalen Kneipen-Betrieb wiedereröffnet. Und vielleicht sind manche auch verunsichert wegen den ganzen Hygieneregeln. Es kann ja auch kein Trüppchen zusammen am Tisch sitzen, wie es sonst eigentlich üblich ist. Man trifft sich in der KuFa, setzt sich zusammen an einen Tisch und trinkt ein Bier. Allerdings dürfen ja aktuell nur zwei Haushalte an einem Tisch sitzen.
Wie war die Schließzeit für euch? Was habt ihr in der Zeit gemacht?
Eigentlich haben wir alles umorganisiert. Die ganzen Wochenenden waren schon mit Bands verplant, die Hotelzimmer gebucht und so weiter. Das musste natürlich abgesagt werden. Die meisten Termine wurden auf das nächste Jahr verschoben, weil auch viele ausländische Bands gebucht waren, die jetzt natürlich auch nach Hause fliegen mussten und sich erst im nächsten Jahr wieder nach Deutschland trauen.
Was wäre euer Wunsch an die Politik für die Zukunft?
Ich hoffe einfach, dass ab Herbst wieder ein ganz normaler Regelbetrieb stattfinden kann. Das wünsche ich mir.
Habt ihr Unterstützung bekommen?
Ich habe die Soforthilfe beantragt und auch bekommen. Man kann so eine Zeit zwischen sechs und acht Wochen mal überbrücken, aber danach wäre es wirklich knapp geworden und ich hätte über die Insolvenz nachdenken müssen. Aber dank der Hilfe ist alles im grünen Bereich.
Was hat sich durch die Corona-Krise für euch auch nachträglich verändert?
Eigentlich spielt alles verrückt, also mit der Mundschutzpflicht und den Abstandsregeln. Ich weiß nicht, wie lange das noch aufrechterhalten wird. Solange das so bleibt, können keine Veranstaltungen stattfinden. Das macht ja so auch keinen Spaß.
Hatte die Schließzeit auch was Positives für euch?
Für mich persönlich nicht, nein.
Gibt es noch etwas, dass du sagen willst? Liegt dir noch etwas auf dem Herzen?
Ich wünsche mir, dass wir bald wieder einen normalen Regelbetrieb haben und unsere Gäste wieder mit Livemusik versorgen können.
Ihr seid Kulturakteur oder kreativer Einzelhändler in Thüringen und wollt mit uns über euer Leben in der Krise sprechen? Schreibt uns mit dem Betreff “Kultur Shutdown” an: f.dobenecker@mediengruppe-thueringen.de
Hard Facts:
- Wo? Kulturfabrik Mühlhausen | Ledernes Käppchen 1 | Mühlhausen/Thüringen
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