Ende August, wenn die Sommerferien vorbei sind, der Sommer aber noch nicht, wird in Jena zum sechsten Mal das Composé-Festival gefeiert. Ein Festival für moderne Zirkuskunst. Hier werden Artistik, Clownerie, Theater mit Musik und Unterhaltung verbunden. In und vor jenem imposanten Zirkuszelt, das am Burgauer Weg am Saaleufer steht. Dieses Jahr wird außerdem das Café Strand 22 miteinbezogen. Was verspricht das diesjährige Programm vom 23. bis 26. August? Wer steht hinter dem Festival?
MoMoLo: Zirkusschule und Festival in Jena
Das Zirkuszelt gehört zum Verein MoMoLo: Diesen gibt es bereits seit 2006 als Ort der Begegnung und Bewegung: Vor allem Kinder können hier in der Zirkusschule an Kursen teilnehmen. Lernen am Tuch zu turnen, Clown zu sein, Feuer zuspucken und können Zirkusferien machen. Der Verein mit seinen vielen ehrenamtlichen und einigen hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern veranstaltet zudem viele Kooperationen mit Schulen und Kindergärten und es gibt jenes große Zirkusfestival Composé, das Acts aus der ganzen Welt nach Jena lockt.
Zentrales Anliegen des Vereins und des Festivals ist es, Menschen zusammenzubringen, ganz gleich welcher Herkunft und mit welchen Fähigkeiten. Hierfür eignet sich die entrückte, metaphorische Welt des Zirkus mit ihrer universellen Sprache ausgezeichnet: Hier verschwimmen Phantasie und Realität, stehen Integration, Gewaltfreiheit und individuelle Wertschätzung im Mittelpunkt. Friedemann Ziepert, der das Festival leitet, fasst es in seinen Worten so: „Menschen zusammenzubringen ist die Grundlage des Festivals. Wir wollen es feiern, dass es keine Norm für das Menschsein gibt, gerade in unserer polarisierten Zeit.“
Das Composé-Festival 2023
Denn auch das Leitmotiv des diesjährigen Festivals ist humanistisch: „In diesem Jahr zelebrieren wir die Fülle des Menschseins“, lautet es. Diese Feier der Vielfalt beginnt am Mittwoch, den 23. August in der Bar Strand 22 mit der augenzwinkernden Performance „Primus“ über den Schulalltag mit dem belgisch-finnischen Artistik-Duo 15Feet6 und zwei Vorstellungen: um 17.30 Uhr und 20 Uhr. Ab Donnerstag sind dann Zirkuszelt und Zirkuswiese der Mittelpunkt der Composé-Welt: Das niederländische ArtistikKollektiv Knot on Hands erkundet die Grenzen des Gleichgewichts. Was bedeutet es, sein ganzes Gewicht vertrauensvoll in die Hände eines anderen zu legen? Wie kommt eine Menschenkugel vorwärts? Freitag und Samstag ist das Programm dann ganztägig geplant. Vormittags finden Workshops zu Tanz, Artistik und Schauspiel statt. Nachmittags und abends begeistern unter anderem die Katalanin Júlia Maria Campistany, die in ihrem Stück „It happens“ Trapezkunst und Musik verbindet oder Benjamin Kuitenbrouwer alias Monki, der in „60% Banana“ zwischen meterhohen Masten pendelt und ironisch von einer aus den Fugen geratenen Welt berichtet.
Das Kollektiv Kundle Kru
Das britische Kollektiv Kundle Kru fungiert als Headliner der Festivals. Die Gruppe befasst sich in seiner Performance „Blame Game“ mit der Frage, wie in Gruppen Schuldzuweisungen, Rivalitäten und Entfremdungen entstehen und die Kraft der Gemeinschaft dennoch gelingen kann. Auch jenseits des Plots verspricht der Auftritt eine mitreißende Mischung aus Breakdance, Jonglage, Chinesischem Mast, Krump und House Dance.
„Dem eigenen Anspruch der Vielfalt gerecht zu werden, war bei der Programmgestaltung gar nicht so einfach“, sagt Friedemann, da zum Beispiel People of Colour auf den Bühnen noch immer rar sind – Menschen mit körperlichen Einschränkungen ebenso. Die Acts beleuchten trotzdem verschiedene Formen des Menschseins. Dabei ist auch ein generationenübergreifender Aspekt wichtig. Kinder und Eltern werden gemeinsam ernst genommen als Zielgruppe. Alle werden unterhalten, es ist nicht nach Alterszugehörigkeit getrennte Kultur, und auch Kinder dürfen abends mal unterwegs sein.
Vielfalt, Begegnungen und Gemeinschaft
„Das war uns ganz wichtig, dass nicht einfach irgendwer irgendwo geparkt wird, sondern, dass auch in dieser Hinsicht Barrierefreiheit gegeben ist“, sagt Friedemann. Festival-Teilnehmende können zwischen Einzelkarten, Tageskarten und einem – limitierten – Familien-Festival-Pass wählen. Am Zirkuszelt darf Essen für Picknicks mitgebracht werden und Getränke können an der Zirkusbar erworben werden. Denn eines ist klar: Auch jenseits der Programmpunkte schafft das Festival einen angenehmen Ort des Miteinanders und der Vielfalt, stehen der MoMoLo-Verein und seine Arbeit für wunderbare Geschichten und Begegnungen auf, aber auch abseits der Bühnen. Oder, wie Friedemann es ausdrückt: „Das Composé ist kein Unterhaltungsevent, sondern ein soziokulturelles Festival mit vielschichtigen Botschaften. Ja, es geht darum, gemeinsam eine gute Zeit zu haben, aber keine gedankenlose, sondern eine reflektiert gute Zeit.“
Hard Facts:
- Festival: 23. bis 26. August
- Jena | Burgauer Weg 9
- Programm sowie Tickets unter: www.compose-festival.de
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