Die Band Invisible Popcorn hat nicht nur einen außergewöhnlichen Namen, die drei Jungs aus Erfurt und Fulda machen auch etwas andere Musik. Benjamin Schmidt (Benny), Philip Neues und Flo Psurek stehen hinter dem unsichtbaren und zugleich musikalischen Knabberspaß. Im September brachte die Band ihre erste EP „Only Amazing“ raus. Darauf enthalten: sieben Songs, die nach Surfer-Sound und Indie-Rock klingen. Wir haben Phillip und Benni aus Erfurt zum Gespräch gebeten.
Wie schmeckt eigentlich unsichtbares Popcorn?
Benny: Irgendwas zwischen süß und salzig vermutlich (lacht).
Philipp: Der Name ist so entstanden: Benny hatte eine Demo aufgenommen, die „Popcorn“ hieß. Das Wort war an sich cool. Ich wollte aber noch ein Attribut dazu. Da überlegten wir hin und her und sind dann irgendwie auf „Invisible Popcorn“ gekommen – das bleibt im Kopf, weil es faszinierend sinnlos ist. Klingt irgendwie freundlich, fetzig und ein bisschen mysteriös.
Freundlich, fetzig und ein bissl mysteriös: Würdet ihr so auch eure Musik beschreiben?
Philipp: Das Lahmste ist immer, wenn Bands sowas sagen wie: „Wir lassen uns nicht in eine Genre-Schublade stecken“. Deswegen finde ich es gut, wenn wir uns da positionieren. Im Groben ist es Indie-Rock. Wir haben allerhand Einflüsse. Benny ist mit Classic Rock aufgewachsen und ich eher mit Funk und Soul. Flo bringt seine punkige Attitüde ein.
https://www.facebook.com/invisiblepopcorn/posts/111415507375004?__cft__[0]=AZUNvj0ShOD-xSFKruqM_JjleEosvKjlrtriT0lyjaa6bMGBYxr_M9ZiFWXCxct6UoK4x0TeCT2FuWjCw9oSRqXJIIjUycd2nlj8iOJxM9XV46g-I1wijXGLOt4XZOqeL2LkqW53IIpRVk14yyHRL5Q6&__tn__=%2CO%2CP-R
Das sind so einige Musikrichtungen. Wer inspiriert euch dann?
Philipp: Uns wurde schon mal gesagt, dass ein Song von uns nach Peter Gabriel klingt. Das fanden wir super komisch, aber auch lustig. Jeder hört etwas Anderes.
Benny: Inspirierend für die Platte und unser Spiel waren auf jeden Fall Unknown Mortal Orchestra und Connan Mockasin. Wir gehen aber nie so ran und sagen: „Wir möchten genauso klingen“. Wir haben viele Einflüsse und dann kommt so eine Art Mixtur bei raus. Wie wir gerade Lust haben und wie die Stimmung im Proberaum ist.
Philipp: Wir zeigen uns ständig Musik, die wir entdeckt haben. Ein gemeinsamer Nenner ist da White Denim aus Texas. Und natürlich Unknown Mortal Orchestra, wie Benny schon meinte. Die gefallen uns auch, was die Lo-Fi-Produktion angeht.
Lo-Fi? Was ist das eigentlich?
Philipp: Lo-Fi ist durch 60er- und 70er-Aufnahmetechniken und Sound inspiriert. Wir verwenden keine riesigen Drums mit fünfzig Mikros oder produzieren in einem großen Studio. Wir nehmen einfach mit weniger Mitteln auf. Unsere Musik ist nicht so „hochglanzpoliert“. Die Platte haben wir von Martin „Yngwie“ Rödiger im Nada Sound Design Studio aufnehmen lassen. Der war total offen für diesen Retro-Ansatz und unserem Wunsch, die Songs immer noch ein Stück „kaputter“ klingen zu lassen.
Benny: Wir mussten durch den Aufnahmeprozess erst einmal herausfinden, ob beispielsweise der Gitarrensound genauso ist, wie im Proberaum oder ob wir daran noch etwas verändern wollen. Die Gitarre nimmt viel Raum ein und prägt natürlich die Gesamtästhetik. Ähnlich war es auch beim Schlagzeug und den Percussions. Zudem sind die Songs stilistisch verschieden, was auch nochmal eine Herausforderung für uns war.
Philipp: Live ist unsere Musik natürlich etwas „dreckiger“. Wir wollen so ein Stück Selbstironie bewahren und das funktioniert ziemlich gut. Beim Auftritt zieht man die Leute besser in seinen Bann. Im Studio ist alles so ein bisschen nackig. Da sitzen drei Leute in einem Raum und auf einmal muss man etwas perfekt aufnehmen. Da ist dreckig schwierig.
Benny: Es muss ordentlich werden, aber nicht zu aufgeräumt, damit es noch authentisch ist.
Die ersten Songs von euch kamen 2018. Jetzt ist 2020 und ihr habt ein Album. Warum ist dazwischen so viel Zeit vergangen?
Philipp: Den ersten Song rauszubringen war schon etwas schwierig. Es ist ja auch das erste Lebenszeichen, das man so als Band von sich gibt. Wir haben tatsächlich schon 2015 angefangen – als Support für eine Band, die im Café Tikolor in Erfurt auftrat. Da haben wir sechs Wochen vorher Songs geschrieben, einen davon ausgesucht, diesen aufgenommen und rausgebracht. Dann noch einen zweiten Song hinterher. Die „Only Amazing“-EP war natürlich schon länger geplant. Das hat einfach etwas Zeit gebraucht.
Benny: Wir sind halt Perfektionisten (lacht). Aus den Aufnahmen haben wir aber gelernt, dass man am besten „aus dem Bauch heraus“ entscheidet als ewig lange an einem einzigen Song zu feilen.
Philipp: Wir wollen uns weiterentwickeln, bringen Songs jetzt lieber zeitiger raus als später oder gar nicht. In Zukunft sind wir also um Einiges lockerer.
Ihr habt schon das Gründungsjahr in den Raum geworfen: 2015. Doch wie ist eure Band genau entstanden?
Benny: Philipp hatte damals eine Band gebucht aus New York, die dann im Café Tikolor in Erfurt gespielt hat. Er fragte mich, ob ich nicht solo als Vorband des Abends auftreten könnte. Da brachte ich den Vorschlag, dass wir das zusammen machen könnten.
Philipp: Wir hatten dann „glorreiche“ Auftritte zum Beispiel beim „Würstchen und Bier Festival“ in der Nähe von Fulda, das ein Kumpel von Flo organisiert hat. Flo hat uns immer supportet und deshalb fragten wir ihn, ob er mitmachen möchte.
Benny: Flo kommt eigentlich auch aus Erfurt und war ein wichtiger Schulfreund von mir. Wir haben uns schon damals viel über Musik ausgetauscht und uns gegenseitig Dinge auf der Gitarre beigebracht. Seine Punkband aus der Nähe von Fulda hatte sich gerade aufgelöst.
Neben vielen Instrumenten habt ihr ja auch Texte in euren Songs auf „Only Amazing“. Man versteht den Gesang irgendwie schwierig…
Philipp: Bei einigen Songs hat Benny den kompletten Text geschrieben, dafür muss er sich rechtfertigen (lacht). Bei ein paar Songs haben wir uns auch zusammengesetzt, den Text geschrieben oder korrigiert. Im Endeffekt ist es ein totaler Steinbruch. Wir rücken das Instrumentale in den Vordergrund. Dazu versuchen wir erstmal gut klingende Wörter zu finden, die einen Zusammenhang bilden und am Ende authentisch und stimmig in Bezug auf das Instrumentale rüberkommen.
Benny: Unsere Muttersprache ist ja auch nicht Englisch. Wir versuchen schon authentisch rüberzukommen bei dem was wir so erzählen. Aber wir versuchen uns nicht allzu ernst zu nehmen. In vielen der Texte geht es um Unsicherheit, dass man sich in seiner Komfortzone verkriecht und Ziele aufschiebt, die man aber eigentlich endlich erreichen möchte.
Die Band „Invisible Popcorn“ aus Erfurt und Fulda. Foto: Band
Wie schafft ihr es dann, dass eure Musik so locker-fluffig klingt?
Philipp: Benny bringt da erstmal sein „Indianer-Englisch“ mit rein. Er reiht ein paar Wörter aneinander, die nicht wirklich viel Sinn ergeben. Dann versuchen wir die Wörter durch ähnliche auszutauschen, sodass ein Sinn entsteht.
Im September ist eure EP erschienen und jetzt wollt ihr sie als Vinyl rausbringen. Dafür macht ihr Crowdfunding?
Philipp: Man will ja auch etwas Physisches rausbringen und eine normale CD macht keinen Sinn mehr, eine Kassette ist ein bisschen zu nerdig, aber ein Platte ist schon etwas Cooles, was man gerne in den Händen hält.
Benny: Mit dem Crowdfunding wollten wir erstmal herausfinden, ob das die Leute überhaupt interessiert. Für die Produktion der Platten legen wir noch den Rest an Geld drauf.
Momentan ist es ja schwierig mit Konzerten. Habt ihr Pläne für Auftritte nach der Pandemie?
Benny: Natürlich haben wir riesige Lust auf Konzerte. Bei unseren Auftritten arbeiten wir auch mit lustigen Einspielern zwischen den Songs, beziehungsweise überbrücken damit die Pausen. Das kann ein bekannter Werbeclip sein oder ein Jingle.
Philipp: Genau, man soll unsere Auftritte im Kopf behalten und nicht gleich am nächsten Tag wieder vergessen. Das schafft man durch so kleine außergewöhnliche Sachen. Ich kann es kaum erwarten endlich unsere EP auf die Bühne zu bringen.
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Hard Facts:
- Invisible Popcorn ist eine dreiköpfige Indie-Band aus Erfurt und Fulda
- zur Website von Invisible Popcorn geht’s hier
- ihr findet die Band auch auf Facebook, Instagram, Youtube, Spotify
- Invisible Popcorn suchen als Verstärkung noch einen Synthesizer/Tastenspieler aus Erfurt. Falls du Lust hast, bewirb dich einfach per Mail: invisiblepopcornband@gmail.com.
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