„So dünn. Kann reißen. Kann halten. Durchsichtig und hell. Eingesponnen und offen.“ mit diesen Worten beginnt ein Gedicht der Autorin Antje-Maria Lochthofen über das Projekt „Der Weiße Faden“ der Künstlerin Elena Kaufmann. Wir haben mit der gebürtigen St. Petersburgerin über Fotografie, Religionen und Vorurteile gesprochen. Die 35-jährige Fotografin Elena Kaufmann lebt seit 2012 in Erfurt. Vor drei Jahren fand ihre Ausstellung zum Fotografie-Projekt „Ein Jahr mit dem Stern“, über jüdisches Leben in Erfurt, in der Kunsthalle statt.
Das Projekt „Der Weiße Faden“ von Elena Kaufmann
Im Herbst wird nun ihr aktuelles Projekt „Der Weiße Faden“ im mobilen Ausstellungsraum „Kokon“ am Erfurter Willy-Brandt-Platz zu sehen sein. Als Elena zum Interview in meiner Atelierwohnung eintrifft, wird eines direkt klar: wir haben einen Draht – oder besser gesagt „Faden“ – zueinander. Die Liebe zur Fotografie und Musik baute binnen Sekunden eine Brücke, ein stabiles Fundament für ein spannendes Gespräch. Ihre herzliche Art und Offenheit schlägt sich auch in ihrem Projekt nieder. „Der Weiße Faden“ portraitiert 20 Frauen und 20 Religionen in Bild und Wort.
Der weiße Faden, der uns alle verbindet
Mit Hilfe von Internetrecherche, Gesprächen in Cafés und über Telefonate mit religiösen Gemeinden in ganz Deutschland, machte sich Elena auf die Suche nach Angehörigen verschiedenster Religionen. Nun versammelt sie 20 Frauen in einer Serie von Portraits. Von Christentum, über Buddhismus bis hin zu Wicca – die verschiedenen Glaubensrichtungen eröffneten Elena völlig neue Welten. Die dabei entstanden Fotografien, veranschaulichen diese Diversität allerdings nicht auf den ersten Blick.
„Wir Menschen, haben immer Bilder im Kopf und strukturieren damit unsere Welt“
Alle Attribute, welche auf die Religion verweisen könnten, wurden weggelassen. Gleicher Hintergrund, kein Schmuck und ein schlichtes Kleid, erschaffen ein neutrales Bild frei von Etiketten. „Diese Reduktion schafft Raum für Respekt“, wie uns Elena im Gespräch mit dem t.akt-Magazin berichtet. „Wir Menschen, haben immer Bilder im Kopf und strukturieren damit unsere Welt. Alle Vorurteile, die ich hatte oder die in der Gesellschaft bestehen, haben nie zugetroffen.“ fährt Elena fort. Ihr ginge es vor allem darum, Schubladendenken aufzubrechen, Vorurteile zu überwinden und abstrakte Ängste gegenüber Menschen anderen Glaubens abzubauen.
Der eigens für die Ausstellung entworfene „Kokon“, wird die Fotografien von Elena Kaufmann und Texte von Antje-Maria Lochthofen – welche mithilfe von Interviews mit den beteiligten Frauen entstanden – in sich beherbergen. Da allerdings die Portraits nicht mit den Texten verknüpft sein werden, wird der Besucher nicht auf die Glaubensrichtung der Frauen schließen können. Eine ganz bewusste Entscheidung, wie uns Elena erzählt. „Die Liebe, die in uns ist, ist immer gleich. Wir funktionieren alle gleich, unabhängig von der Herkunft und Religion.“ Elena Kaufmann „Der Weiße Faden“ kann vom 10. September bis zum 10. Oktober 2021 im Ausstellungsraum „Kokon“ auf dem Willy-Brandt-Platz besucht werden, bevor die Ausstellung im Anschluss auf Wanderschaft durch Deutschland geht. Ein sehenswertes Projekt, welches Knoten löst, den durchsichtigen, weißen Faden zwischen allen Menschen sichtbar macht und somit Raum für mehr Toleranz und Solidarität schafft.
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Hard Facts
- Wann und Wo? Vom 10. September bis zum 10. Oktober 2021 im Ausstellungsraum „Kokon“ auf dem Willy-Brandt-Platz
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