Kunst, Kultur und Handwerk sind nicht immun gegen Corona. In Thüringen trifft die Krise unzählige Freischaffende, Selbständige und Einzelkämpfer, die mit viel Herzblut und Schweiß ihr Business aufgebaut haben oder ihren Weg gegangen sind. Der Shutdown nimmt ihnen nun die Lebensgrundlage. Wir wollen diesen Menschen eine Stimme geben, sie sichtbar machen und zeigen, dass Kultur kein Luxus ist.
Kultur Shutdown #2 mit Medienpädagoge Kay Albrecht
In unserer Interview-Reihe „Kultur Shutdown“ sprechen wir nach einem Jahr erneut mit dem Medienpädagogen Kay Albrecht aus Erfurt. In Schulen und Jugendeinrichtungen aber auch mit älteren Menschen veranstaltet er Workshops zu verschiedenen Themen im Bereich Medienproduktion aber auch der Prävention, wie z.B. Cybermobbing und Fake-News. Darüber hinaus ist er unter anderem in Kultur-Projekten wie “Tapentenwechsel“, “Let’s Zwist Again” und “KoColores” aktiv.
Wie sieht aktuell die Lage nach einem Jahr Corona bei euch/dir aktuell aus?
Eine freiberufliche und kulturelle Tätigkeit ist häufig ein Auf und Ab. Manchmal läuft es gut. Manchmal etwas schlechter. Seit Corona gleicht es jedoch einer Achterbahn. Und ich spreche nicht von der „Wilden Maus“ auf dem Erfurter Altstadtfrühling, sondern von „Colossos“ im Heide Park. Während des ersten Lockdowns brachen alle Projekte weg und die kulturellen Tätigkeiten schliefen ein. Wir konzentrierten uns zunehmend auf digitale Angebote wie Streams, Online-Fortbildungen und co. Im Sommer war wieder mehr möglich und es ging steil bergauf. Auf einmal kamen sämtliche Anfragen und Angebote hinein, bis es im November wieder rasant abwärts ging. Nun werden wieder sämtliche Aktivitäten verschoben oder liegen auf Eis. Alles wartet darauf angefangen zu werden, jedoch ist nichts möglich. Die Projekte und Anfragen stauen sich, während der aktuelle Zeitraum nur schwer gefüllt werden kann. Eine sehr paradoxe Situation.
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Wie steht es um die Finanzen, gab es Hilfe von außen?
Ich habe im ersten Lockdown sehr schnell eine Soforthilfe bekommen. Im Juli bin ich dann neben Freiberuflichkeit und Ehrenamt in eine kleine Anstellung geraten, welche mir meine Grundkosten deckt. Von daher hatte ich bisher keinen weiteren Bedarf an externen Hilfen.
Was hat sich im vergangenen Jahr alles für dichverändert?
Wie gesagt ist mein Angebot umfassender und digitaler geworden. Aus Projekten mit Kindern und Jugendlichen wurden vorwiegend medienpädagogische Multiplikator*innenschulungen. In vielen pädagogischen Bereichen wurde ein immenser Fortbildungsbedarf plötzlich akut. Im kulturellen Bereich haben wir geschaut, wie wir trotz der Beschränkungen Kultur machen können. Sei es digital in Form von Streams oder mit Abstand und Hygienekonzept. Noch nie war es so kompliziert ein kulturelles Angebot zu implementieren. Beides sehr spannende Erfahrungen und Entwicklungen, von denen wir im Idealfall zukünftig sogar profitieren können.
Was hast du im vergangenen Jahr gemacht – konntest du die Zeit nutzen?
Ich hatte immer gut zu tun. Wahrscheinlich habe ich als Erwachsener berufstätiger Mensch noch nie einen so immensen Lerngewinn gehabt, wie im letzten Jahr, da man ja alles neu denken musste.
Ziehst du etwas Positives aus der Zeit?
Wie gesagt, konnte ich mich im letzten Jahr neu aufstellen und meine Kompetenzen erweitern. Dies ist durchaus sehr positiv. Außerdem denke ich, dass die Medienpädagogik gestärkt aus der Krise gehen wird. Dennoch bleibt auch die Sehnsucht nach Kultur, sozialen Kontakten und Präsenzveranstaltungen.
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Wie blickst du/ihr in die Zukunft?
Durchaus positiv. Ich hoffe, dass wir über den Berg sind und es in diesem Jahr wieder mehr Normalität geben wird. Ich freue mich auf einen Frühling und Sommer mit sozialen Kontakten und Aktivitäten im Freien.
Lest hier das Interview mit Kay Albrecht aus dem letzten Jahr
Hard Facts:
- E-Mail: info@kayalbrecht.de
- Kay Albrecht bei Facebook | Homepage
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